Wo Swissness auf Röschti trifft

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Wo Swissness auf Röschti trifft
von Gabrielle Boller

Der Name ist Programm – in der «mundArtbeiz» in Rapperswil geht es schweizerisch zu und her: Das Interieur ist stimmig in Rot-Weiss gehalten und mit vielen Schweizer Fähnchen dekoriert. Trotzdem ist das hier keine urige Knille, sondern ein freundlich-modern eingerichtetes Restaurant mit viel Folklore und Gemütlichkeit. Irgendwie kommen mir sofort meine letzten Skiferien in den Sinn – und dies nicht bloss, weil neben Schwingerhosen und Hellebarden auch alte Holzskis als Dekorationsobjekte die Wände zieren. Nein, hauptsächlich die Speisekarte ist es, die mich daran erinnert, dass ich mir eine mit Käse überbackene Röschti sonst eigentlich nur nach ein paar zünftigen Abfahrten gönne.

Doch auch ein kleiner Spaziergang durch Rapperswil macht schliesslich hungrig, und so wähle ich aus der – natürlich in Mundart verfassten – Speisekarte aus dem Saisonangebot die «CHnusprigi härdöpfelrösCHti mit Spargelragout und bärlauchCHäs überbaCHä» (22 Franken). Ja, das Lesen der Karte will etwas geübt sein, und vor Kalorien darf man auch nicht zurückschrecken, aber dann entdeckt man Vielgeliebtes wie etwa Chässpätzli und Älplermagronen, mit Apfelmus serviert, Wurstsalat mit Haussauce, verschiedene Arten von Cordon bleu («gordonblö») und natürlich diverse Röschti-Variationen, zubereitet aus regionalen Produkten. Vom Tisch aus kann man zusehen, wie sich der Chef in der Küche an die Arbeit macht, derweil die Chefin mir freundlich ein köstliches naturtrübes «mundArt- biär» (5 dl zu 7 Franken) bringt – gebraut in der nahegelegenen Rapperswiler Bier Factory. Dann gibt es noch einen kleinen Gruss aus der Küche, eine Crêpe-Kugel mit Frischkäsefüllung und einem Klecks feintomatigem Chutney, und schon kommt meine Röschti, auf Wunsch ohne Bärlauch, aber trotzdem gross- zügig mit Käse überbacken. Ja, für schwächliche Mägen ist das nicht gedacht, so ein voller, dampfender Teller mit knuspriger Rösti, belegt mit Ragout von weissen Spärgelchen und üppig zart schmelzendem Käse – aber lecker ist es allemal und macht satt und restlos glücklich. Und während ich den letzten Schluck Bier trinke, kommt mit der rotgoldenen Abendsonne doch tatsächlich schon fast Bergferienstimmung auf!

Zürichsee-Zeitung
Dienstag, 27. Mai 2014